Quantcast
Channel: Wolfgang Kochs Wienblog
Viewing all articles
Browse latest Browse all 165

Heiteres aus den Wiener Öffis: Taschentücher, Odyseen

$
0
0

Taschentuch. U-Bahnlinie U1, eine junge Frau um die Zwanzig weint herzzerreißend. Die Fahrgäste beobachten sie peinlich berührt, bis ihr einer zaghaft ein Taschentuch reicht. Als sie kurz auflächelt, verkündet eine Stimme: »Gott sei Dank, sie lacht wieder!«

Noch ein Taschentuch. In einer U1-Garnitur sitzt ein Mann mit einer leicht verletzten Hand. An der offenen Wunde schimmert das Blut. Die gegenübersitzende Dame hält den Anblick nicht aus, zieht ein Taschentuch aus ihrer Handtasche und überreicht es dem Mann mit den Worten: »Bitte, ich steig eh gleich aus«.

Eigenberechtigung. Zwei alkoholisierte Männer mittleren Alters stehen in der Tür der Bim am Tandlerplatz. Sie öffnen ihre Hosenlatze und pinkeln in hohen Bogen hinaus auf den Gehsteig. Der eine zum andern: »Wos is? Sollns sich ned beschwern, besser aussebrunzn als eine! Wenn ich Lulu muss, muss i lulu«.

Homer 2009. Im Bus 68A auf der Fahrt von Urselbrunnengasse zum Reumannplatz. Zwei nervöse junge Männer tauschen Geschichten aus. »Heast, erzähl ich dir a Geschicht, die is super!« – »Ja, Olda«. – »A Vata hat drei Söhne, den ältesten, einen mittleren und den dritten, verstehst?« – »Ja, drei«. – »Der älteste fladert immer Geld, der mittlere a«. – »Ja, und ?« – »Da Vater ruft seine Söhne zum Bett, weil er stirbt, sagt zum Ältesten, du kriegst Wohnung, da Mittlere kriegt Auto und Geld« – »Und was der dritte Sohn?« – »Jetzt wird’s voll spannend. Der Ditte sagt: Musst ma nix geben Vater«. Der schaut ihn an u. stirbt«. – »Hearst, bist deppert! I hear dir a Stund zua, Olda, des is ka Geschicht!«

Der Zwischenfall. Knallvoller U3-Waggon. Im Einstiegsbereich steht ein älteres Ehepaar mit einem riesigen Koffer. Beim Versuch das Ding aus der Bahn zu hieven, reißt der Henkel mit einem lauten Knall ab. Alle Leute schauen erschrocken, nur ein Mann meint seelenruhig: »Na, hams zwenig einpackt?«

Zug fährt ab. Jemand verpasst den U-Bahn-Anschluss, die Türen schließen, vor der Nase weg ist der Zug. Ein mitfühlendes Mütterlein am Gehstock: »Beim Scheißen soi’s der Blitz treffn, de Hua!«

© Wolfgang Koch 2014

 

flattr this!


Viewing all articles
Browse latest Browse all 165